Der Roman III
Und jetzt noch eine Seite
über all die vielen privaten und humorigen Ereignisse des Buches.
Ralf
selber hat immer gesagt: "Schwere Kost, leicht verpackt."
Wer nicht über die tieferen Gedanken und Erkenntnisse des Romans
nachdenken möchte, der kann sich einfach nur gut unterhalten fühlen.
"Seelenbrand"
möchte den Leser mit seiner spannenden Geschichte in den Bann ziehen.
Humor und Leichtigkeit tragen zur unterhaltsamen Lesefreundlichkeit
bei. So enthält das Buch viele Szenen, die ausschließlich
unterhaltenden Wert haben.
So sind Pierre und Marie
beispielsweise gerade auf dem Rückweg eines sehr
ereignisreichen Ausflugs zur Ruine der Burg der Blancheforts - beinahe
wären sie Opfer einer Explosion in einem der zahlreichen
unterirdischen Gänge der Region geworden -, als sie ihren Augen nicht
trauen: Sie sehen einen Rolls Royce mit Dominikanerpatern auf dem Weg
nach Rennes-le-Château. Was hat das jetzt wieder zu
bedeuten?
"Siehst
du, was ich sehe, Marie?"
Langes Schweigen.
"Ein Automobil?" sagte sie schließlich so
ungläubig, als flattere ein Gespenst heran. [...]
"Weißt du, was das war?" fragte Pierre nach
einer Weile, als das Wunderding nun endgültig ihren Blicken
entschwunden war.
"Ein ... Dominikaner?" antwortete Marie
zögerlich.
Pierre nickte. "Ja, richtig. Aber ein Dominikaner in
einem 1912er Rolls-Royce Silver Ghost ... sogar als
Landaulet-Ausführung!"
"... der auf dem Weg nach Rennes ist!" fügte
sie langsam und ratlos hinzu.
Pierre ist von dem Auto
wie berauscht. Ihn begeistert die Technik der neuen Zeit. Marie
hingegen platzt vor Neugierde, wer denn die beiden Dominikaner sind,
und was sie ausgerechnet in Rennes-le-Château wollen.
"Dieses
Wunderwerk der Technik heißt ja nicht umsonst Silver Ghost!"
"Was hat das Auto mit einem Geist zu tun?"
fragte Marie. "Wie kann man sich überhaupt derart für ein
solches Knatterding begeistern?"
"Der wassergekühlte Sechszylinder mit den
seitlich stehenden Ventilen läuft so leise ... eben wie ein
schwebender Geist ... und schafft dabei noch 111 Sachen!"
"Wassergekühlter ... Was?" Marie schüttelte
den Kopf. "Ich verstehe kein Wort! Und welchen Sinn macht es
überhaupt mit ... 111 Sachen durch die Gegend zu rasen? So ein
Unsinn! Ich glaub' es nicht! Typisch Mann!"
[...]
"... fragst du dich nicht, was dieser Dominikaner
..."
"Ich glaube allmählich ... es waren mindestens
zwei", unterbrach er sie. "[...] Je länger ich darüber
nachdenke, desto unwohler wird mir!"
"Warum? Gibt es einen Grund für deine
Sorge?"
Er nickte. "Das kann man wohl sagen. Und dieser
Grund trägt - genau wie unser Freund von vorhin - eine
schwarzweiße Kutte und gilt als die wohl schlimmste Heimsuchung,
die einen Pfarrer in seiner Gemeinde erwischen kann." [...]
"Mein schlimmster Alptraum! Pater Zacharias!" [...]
"Heute gibt es zwar keine Scheiterhaufen mehr, keine
Hexenverfolgungen ... heute bedient sich unser Pater Zacharias -
gezwungenermaßen - zivilisierter Formen der ... sagen wir mal ...
religiösen Erziehung. Seine Vorgehensweise ist immer dieselbe, und
die ist überall berüchtigt. Sogar der Bischof würde es vorziehen
ihm aus dem Weg zu gehen."
Die Straße führte in endlosen Kurven nach oben.
"Zuerst nimmt er sich den Pfarrer vor. Immer nach
dem Motto: wie kannst du es vor Gott verantworten, die Schafe deiner
Herde dem Teufel zu überlassen?" Pierre stöhnte. "Und
wenn er mit unsereins fertig ist, dann kommt ihr dran!" Er
verdrehte die Augen und sah Marie von der Seite an. "Ihr Kinder
des Teufels!"
An einer
anderen Stelle kommt es zu einem Boxkampf zwischen einem Dorfbewohner
und dem Dominikanerpater Rodrigues, als Pater Zacharias in jedem Haus
des Dorfes eines Exorzismus angeordnet hat.
"Welches
Theater?" Pierre sah ihn erstaunt an.
"Ja, wissen Sie denn nichts davon?" Er boxte
ihn freundschaftlich an die Schulter. "Hier ist heute eine
saftige Teufelsaustreibung angesagt."
"Waas?" Pierre kippte fast von der Mauer.
"Exorzismus?"
"Nee, Teufelsaustreibung hat er gesagt!"
[...]
"Kommen Sie, Abbé!" raunte der Dicke Pierre
ins Ohr. "Wenn sie jetzt zu Maurice gehen, dann", er
deutet auf das benachbarte Haus, "dann wird's
interessant." [...]
"Wenn du durch dieses Tor kommst, Pfaffe, dann
gibt's was aufs Maul!" [...]
"Du stinkender Bauer", schrie Rodrigues
zurück und drückte das Tor auf. [...]
"Du öliger Pfaffensack!" kam es zurück
"Junge, Junge!" Der Dicke strich sich über
seine Glatze. "Ihre Pfarrkinder kennen vielleicht Wörter ...
da wird ja unsereins sogar noch rot!" Lachend hielt er sich den
Bauch, als dieser kleine Maurice noch mal lautstark nachlegte.
"Du versteckst dich wie ein Weib in deinem
Kirchenrock ... und spuckst große Töne ... weil du genau weißt,
daß sich niemand traut, dir einen überzuziehen!"
"Tja, wo er recht hat, hat er recht!"
kommentierte Pierres Nachbar amüsiert, ohne seine Zigarre aus dem
Mund zu nehmen.
"Mag ja sein", flüsterte Pierre zurück,
"aber er ist mindestens einen Kopf kleiner, als dieses
Großmaul Rodrigues!"
"Warten Sie mal ab! Ich sag' nur ...
Hornisse!" [...]
"Mit solch widerlichen Geschöpfen wie dir",
schrie Rodrigues, stürzte auf den Kleinen los und wollte ihn gerade
mit den Händen am Hals würgen, "haben wir früher kurzen
Prozeß gemacht, als ..."
Weiter kam er nicht! Rums! Wie vom Blitz
niedergestreckt fiel er hintenüber und blieb regungslos im
Gemüsebeet liegen.
"Nein, so eine Schande!" kommentierte der
Dicke. "Genau auf die knackigen Radieschen!" [...]
"Tja, das war's wohl schon!" Der Gendarm
klatschte ebenfalls frenetisch Beifall und paffte wie wild.
"Der Kampf ist vorbei! Ein glatter K.O.-Sieg für unsere
Hornisse!" [...]
"Das war sein berüchtigter Aufwärtshaken!"
Sichtlich amüsiert und befriedigt, daß Rodrigues jetzt im Gemüse
lag, wandte sich der Gendarm Pierre zu. "Was glauben Sie, warum
unser kleiner Maurice hier schon seit zwei Jahren ungeschlagener
Bezirksmeister ist?"
Der Abbé
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