Das Dorf Rennes-le-Château

OrtseingangsschildEin paar enge Gassen, einige alte Häuser, ein verlassenes Pfarrhaus und eine kleine unheimliche Kirche kleben am Hang eines steilen Bergrückens. Erst wenn der letzte Reisebus talwärts dröhnt und die nachdenkliche Besucherschar wieder mit sich hinunter ins 21. Jahrhundert nimmt, erwacht der magische, stille Zauber dieses wohl einzigartigen Dorfes. Die Luft schwirrt von den Legenden über sagenhafte, biblische Goldschätze ... und über seltsame Ereignisse ...

Ort der Handlung ist Rennes-le-Château, ein abgelegenes, mittelalterliches, von der modernen Zeit vergessenes Dorf mit heute etwa 120 Einwohnern in Südfrankreich im Languedoc, ca. 40 km südlich von Carcassonne. Die Gegend um Rennes-le-Château ist reich an historischen Ereignissen. So schlängelt sich hier nicht nur die alte Pilgerstraße nach Santiago de Compostella entlang, auch die Festung Monteségur, die bei der Vernichtung der Katharer ebenso zerstört wurde, wie viele Orte in der Umgebung, liegt nicht weit entfernt.

Sie nickte vielsagend. "Wissen Sie eigentlich, an welchem Ort Sie sich hier befinden?" [...]
   "Sehen Sie ...", Marie deutete auf einen anderen Berg, der nur wenige Kilometer entfernt Ruinelag, "... le Bézu! Dort steht die Ruine einer mittelalterlichen Festung. Sie war einst ein Ordenshaus der Tempelritter. Und dort hinten", sie deutete in eine andere Richtung, "dort kann man die Ruinen von Blanchefort sehen, dem Familiensitz Bertrand de Blancheforts. Er war der vierte Großmeister der Tempelritter." [...]
   "Da, wo Sie jetzt stehen, Abbé du Lac", Pierre sah andächtig auf seine Füße hinunter, "stand vor über eintausend Jahren eine Stadt mit dreißigtausend Einwohnern. Dieser Ort hier war sogar zeitweilig eine Hauptstadt der Westgoten. Sie wissen schon ...", sagte sie betont beiläufig, "... das sind die, die im Jahre 410 Rom überfallen und ausgeplündert hatten." [...]
   "Und diese Westgoten haben sich dann hier im Languedoc, in Rennes, unter meinen Füßen mit den geraubten Schätzen aus Rom niedergelassen. Richtig?"
   "Genau! Es wird sogar gemunkelt, daß sie auch den Schatz König Salomons hier versteckt hätten." [...]
   "Vielleicht liegt hier aber auch der verschwundene Schatz der Tempelritter; hier, ganz in der Nähe einer ihrer Ordensburgen? Denken Sie an das Gold, das Abbé Saunière gefunden haben soll!" [...] "Die Leute im Ort glauben sogar, daß der Heilige Gral hier irgendwo versteckt worden ist", flüsterte sie. "Der Kelch des Letzten Abendmahls, in dem man das Blut Jesu aufgefangen hat, als er am Kreuz hing." Sie blickte ihn mit großen Augen vielsagend an.
   Ja, er war von seiner neuen Pfarrei irgendwie angenehm überrascht. Er mußte zugeben, daß sie ihn neugierig gemacht hatte, obwohl er noch immer dabei blieb: Gold, vergrabene Schätze oder derartige Sachen gab es nur in Büchern, die er schon lange nicht mehr las. Woher auch immer dieser Abbé Saunière das Geld gehabt haben mochte, er würde es sicherlich bald herausfinden.

Die Kirche